Spüren: vielfältig, intensiv und stark reflektiert
Wenn du hochsensibel bist, kann es sein, dass du leicht von Sinneseindrücken überfordert bist. Das geht von unangenehmen Gerüchen, Farben oder Geräuschen über raue Fahrbahnbeläge bei Autofahrten oder bestimmten Textilien auf der Haut bis hin zur körperlichen Nähe von Personen, z.B. in öffentlichen Verkehrsmitteln. Es kann sein, dass diese Sinneseindrücke so subtil sind, dass andere sie erst wahrnehmen, wenn du es ansprichst. Oder dass beispielsweise der Geruch, der dir bereits Kopfschmerzen bereitet, so fein ist, dass er für dein Gegenüber überhaupt nicht wahrnehmbar ist. Kein Wunder also, dass solche Verschiedenheiten zu Verwirrung oder Konflikten führen. Dazu kommt, dass das ja keine Qualität ist, die einem Menschen von außen anzusehen ist. Darüber hinaus wird das Thema erst langsam bekannte. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Veranlagung und können gar nicht zum Ausdruck bringen, wie es in ihnen aussieht. Hochsensibilität trifft auf etwa ein Viertel der Bevölkerung zu – und beschränkt sich nicht auf den Menschen. Übrigens konnte sie auch für zahlreiche andere Spezies inzwischen nachgewiesen werden.
Hochsensible sind häufig sehr empathisch
Das heißt, sie fühlen intensiv mit anderen mit – was zum einen dazu führt, dass sie oft in helfenden, pflegenden oder therapeutischen Berufen anzufinden sind oder dass sie zum Beispiel instinktiv Nachrichtensendungen oder Filme mit gewaltvollen Inhalten meiden. Sie spüren nicht nur viel und intensiv, sie verarbeiten ihre geistigen Eindrücke auch sehr tief.
Den oder die klassische*n Hochsensible*n gibt es nicht
Unter ihnen finden sich Introvertierte, die lieber für sich sind, eher zurückhaltend und von anderen deshalb fälschlicher Weise als „schüchtern“ bezeichnet werden. Extrovertierte Hochsensible dagegen suchen die Nähe anderer Menschen, fühlen sich in kleinen Gruppen deutlich wohler als allein, sind manchmal sogar regelrechte „people-charger“: sie laden ihre inneren Akkus also eher in einer guten Gesprächsrunde auf, als bei einem einsamen Spaziergang.
Hochsensible Menschen sind deshalb keine Lämmer
Im Gegenteil kann das tiefe Empfinden, die ausgeprägte Störungsempfindlichkeit auch in stark impulsiven Reaktionen enden, wenn der Wunsch nach Ruhe und Harmonie eben nicht erfüllt wird. Dann sind es Freunde und Familienmitglieder, die den*die Hochsensible*n als aufbrausend, launisch und ungerecht empfinden. Das ist häufig dann so, wenn er oder sie noch nichts von seiner*ihrer Hochsensibilität weiß und gelernt hat, damit umzugehen. Oder, wenn es im Vorfeld des „Ausbruchs“ nicht gelungen war, gut für die eigenen Bedürfnisse zu sorgen.
Es geht um Selbstfürsorge
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es also, als hochsensible Person herauszufinden, wo die eigenen Grenzen liegen, rechtzeitig zu spüren, wenn sich eine Grenzüberschreitung ankündigt und dann auch noch die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um einer solchen vorzubeugen. Das kann bei Lärmempfindlichkeit bedeuten, dass du die Geburtstagsparty in mit zu erwartender lauter Musik gar nicht erst besuchst. Du kannst aber auch hingehen und von Anfang an Ohrstöpsel drin haben. Oder/und du nimmst vor Ort deinen Mut zusammen und bittest darum, dass leiser gestellt wird. Das ist oft auch für nicht Hochsensible oft eine Erleichterung. : )
Wenn du dich fragst, ob du hochsensibel bist, findest du online jede Menge Fragebögen, mit denen du dich selbst testen kannst.
Ich wünsche dir viel Freude beim Kennenlernen deiner hochsensiblen Qualitäten. Das kann manchmal mühsam sein, doch je besser du dich selbst verstehst, desto wohler wirst du dich in deiner Haut fühlen!