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Wie ich herausfand, dass ich hochsensibel bin

Ich nehme euch heute mal mit in mein Leben.
Dass ich hochsensibel bin, wusste ich nämlich die längste Zeit meines Lebens nicht. Die Erfahrungen anderer zu hören und zu lesen hat mir damals sehr geholfen. Vielen von euch geht es womöglich genauso.
Hier also meine Geschichte: Die endgültige Einsicht kam 2014 dank eines Buches über hochsensible Mütter, das ich in die Hände bekam. Das war ein paar Monate nach der Geburt meines ersten (ebenso hochsensiblen) Kindes.

Ich war zu dem Zeitpunkt zutiefst erschöpft von den Herausforderungen, frustriert, überreizt, körperlich überlastet, kognitiv unterfordert, wütend auf mich selbst, verzweifelt mit dem dauernd schreienden Baby...

Und dann dieses Buch: Bei jedem Kapitel flossen neue Tränen der Trauer und Erleichterung. So Vieles über mich habe ich damals beim Lesen endlich verstanden!

- Es tat so gut, endlich zu verstehen. Der Blick auf mich, auf meine eigene Kindheit und Schulzeit wurde plötzlich ein völlig anderer.

- Es tat so gut, zu lesen, dass da draußen noch andere wie ich empfinden.

- Es tat so gut, das, was schwer für mich gewesen war, endlich gebührend zu betrauern.

- Es tat so gut, endlich eine offizielle Erklärung, ja, eine Erlaubnis zu haben für meine Überreiztheit, meine Erschöpfung, meine körperlichen Symptome...
Wie eine Erlaubnis kam es mir zumindest vor. Endlich hatte ich Worte für das, was in mir geschah

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Interessanter Weise hatte das Thema "hochsensibel" mein Leben davor schon öfter gestreift, doch ich hatte es immer weit von mir gewiesen: "Hochsensibel? Ich? Mnaaaa!"

Warum?

  • Weil ich immer schon stolz gewesen war, robust zu sein. Zäher, als ich aussehe. Auch körperlich stärker, als mir alle zutrauten.
  • Weil ich Schwäche im Grunde verachtete.
  • Weil ich in den Quellen bis dahin immer nur von introvertierten Hochsensiblen gelesen hatte. (Die, die nicht gern unter Menschen sind, am liebsten alleine. Ruhige, zarte, eher zurückhaltende Menschen eben.) Damit konnte ich mich gar nicht identifizieren. Ich liebe es, mit Menschen in Kontakt zu sein!
  • Weil ich Stille und Alleinsein sogar um jeden Preis gemieden habe.

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Und heute?

Viele Bücher und Seminare später, nach vielen Prozessen innerer Ent-Wicklung...

  • muss ich keine Kisten mehr schleppen, um mir oder anderen meine Stärke zu beweisen.
  • habe ich meinen Frieden mit der Schwäche und der Kraft in mir gemacht.
  • weiß ich, dass ich extrovertiert-hochsensibel bin, also gern unter Menschen. Eine kleine Rampensau sogar manchmal. Wenn es die richtigen Menschen sind, dann tanke ich im Kontakt ebenso sehr auf, wie andere in Stille und Rückzug.
  • Und zugleich lerne ich immer noch, dass Stille und Rückzug nicht gefährlich sind, sondern sogar mir guttun. :)
  • Ich bin insgesamt sooo viel nachsichtiger mit mir selbst geworden

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Hochsensibel bin ich immer noch

Selbst nach den vielen Jahren, in denen ich mich nun schon intensiv damit beschäftige, ist es immer noch so, dass mir meine Sensitivität manchmal schlagartig bewusst wird. Zum Beispiel als Beifahrerin im Auto. Mir war lange nicht klar, dass ich Details mitbekomme, die die meisten anderen gar nicht bemerken: