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Rückblick auf die Aufstellung im Juni

Es war so ein schöner Abend, unser Termin Anfang Juni. Viele von euch waren irgendwann schon mal da. Viele andere wissen nicht, was sie erwartet, wenn sie sich hier anmelden. Deswegen will ich euch ein wenig berichten...

Es wird dämmrig an diesem Sommerabend. In der Hebammenpraxis mitten in Moosburg liegen Yogamatten auf dem Boden, die Fenster sind weit geöffnet, lassen laue Abendluft und Schwalbenrufe herein. Ein kleines Grüppchen von völlig unterschiedlichen Menschen trifft nach und nach ein. Jede*r hat eine Kleinigkeit zum Essen mitgebracht. Fast alle sind sich noch nie begegnet. Wir stellen uns vor, essen ein wenig, und beim Ratschen löst sich die anfängliche Anspannung des Unbekannten.

Ein paar Minuten später sitzen wir im Kreis auf den Matten. Jede*r teilt in ein paar Worten, wie es ihr oder ihm gerade geht. Da ist Neugierde, Unruhe, Beklemmung, Traurigkeit, Vorfreude...

Ich erkläre den Ablauf des Abends. Besonders wichtig ist mir, dass jede*r im Raum seine*ihre Empfindungen ernst nimmt, sie mit einbringt - egal ob Anfänger oder alter Hase. Ein Kribbeln im Arm, eine Enge im Hals, aufsteigende Tränen oder Wut... - jede innere Regung hat Bedeutung und bekommt Raum dadurch, dass wir sie aussprechen und durchfühlen. Dann kann sich Erleichterung einstellen.

Nach einer kleinen geführten Meditation, um in Ruhe im Kreis anzukommen, wenden wir uns der ersten Aufstellung zu.

Die Teilnehmerin wünscht sich Frieden mit ihrem Bruder, der sich seit Jahren ablehnend und regelrecht feindselig verhält. Nach enigen Minuten zeigt sich: Er kann schier nicht anders. Er ist nicht bösartig, er versucht sich mit seinem ruppigen Verhalten auf hilflose Weise zu schützen. Der Grund: Er trägt von klein auf die schweren Schuldgefühle des Vaters und kommt mit dieser Last nicht zurecht.

Nun stehen sich Stellvertreter des Bruders und Vaters gegenüber, sehen sich in die Augen. Ich biete versönliche, klärende Sätze an und Schritt für Schritt löst sich der Druck. Anerkennung für den jeweiligen Schmerz ist der Schlüssel. Nach einiger Zeit kann der Bruder die übernommene emotionale Last dem Vater zurück geben. Dieser kommt dadurch wieder in seine Kraft. So paradox das klingt: Wenn Kinder die Last der Eltern übernehmen, kommt das System ins Ungleichgewicht. Erst wenn jede*r aufrichtig sein*ihr eigenes trägt, kann Frieden einkehren. Zum Schluss kommt die Frau, die das Anliegen mitgebracht hatte, dazu und stellt sich neben ihre Stellvertreterin. Es ist mir wichtig, dass sie nicht nur von außen zusieht, sondern das Lösungsbild auch 'von innen', also am eigenen Leib, erfahren und durchfühlen kann. Die drei stehen im Kreis, können sich ins Gesicht schauen. Jede*r gehört dazu. Langsam löst sich auch die Anspannung im Gesicht der Schwester, die während der Aufstellung von ihrem Platz im Kreis aus mitgelitten hatte. Nach vielen Jahren von Schmerz und Groll braucht es natürlich Zeit, wieder Vertrauen zu schöpfen, auch wenn die Konstellation energetisch bereits im Frieden ist.

Mit einem Aufatmen meint die Teilnehmerin: "Jetzt ist es gut für heute." Nach etwa 90 Minuten intensiver Arbeit entlässt sie wieder alle Stellvertreter*innen aus ihren Rollen und sie "steigen" bewusst aus. Niemand soll am Ende etwas mit nach Hause nehmen, das nicht wirklich seins*ihres ist. Wo etwas 'hängt', arbeiten wir kurz zu zweit nach. Erst dann ist die Aufstellung beendet. Wir lüften und freuen uns auf einen Snack vom mitgebrachten Buffett.

Nach einer herzhaften Pause wenden wir uns dem zweiten Thema zu. (Davon berichte ich euch vielleicht ein anderes Mal.)

[...]

Es ist spät geworten. Der Sommerhimmel draußen ist inzwischen tiefschwarz und wir sind alle groggy von den intensiven Stunden. Zum Abschluss finden wir uns nochmal im Kreis zusammen. Trotz der stark unterschiedlichen Persönlichkeiten in der Runde blicke ich in entspannte Gesichter. Für Manche war die Aufstellungsarbeit völlig neu, sie kamen zum Teil mit großem Respekt vor dem, was auf sie zukommen könnte. Nun berichtet nochmal jede*r reihum, wie es ihm*ihr geht: Erschöpfung, Dankbarkeit, Geborgenheit, Erleichterung, Freude und Verbundenheit stehen im Raum.

Mit einem kurzen Abschluss-Ritual entlasse ich die Runde in den Abend.